Wednesday, October 26, 2011

Rock Bottom?

Wie erkennt man, dass man a) nicht überzeugen konnte in einem Gespräch mit einem potentiellen Arbeitgeber und b) der Personalchef einen Scheisse findet?

Man bekommt einen Brief von besagtem potentiellen Arbeitgeber.
Unterschrieben von der ... na? Genau, der Assistentin. Und in diesem Brief steht, dass ein anderer, passenderer Kandidat gefunden wurde für die Stelle.

Ich bin sprachlos.

Und nein, ich bin nicht größenwahnsinnig!

Natürlich gibt es immer passendere Kandidaten, so wie es immer schlankere, reichere, schönere Leute gibt. Davon muss man einfach ausgehen und das beste daraus machen. Sich verkaufen und Sympathiepunkte gewinnen, die Leute für sich einnehmen und ihnen versuchen klar zu machen, dass auch eine Quereinsteigerin durchaus Qualitäten und know-how hat, von der ein Unternehmen profitieren kann. Ich bin darin offensichtlich nicht so gut.

Immer noch sprachlos.

Ich komm nämlich nicht über "DIE STELLE" hinweg.

Welche Stelle?!

Es war eine sogenannte Initiativbewerbung. Ich wusste also vorher, dass es derzeit keine konkreten Ausschreibungen gibt. Vielleicht bin ich naiv, aber ich wollte mich trotzdem einfach vorstellen. In der Hoffnung, zu überzeugen und sie vielleicht tatsächlich für mich zu gewinnen. Ich dachte mir, einen Versuch ist es wert.

Und ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass man mir mit wehenden Fahnen einen Job anbietet. Nicht zuletzt, weil der Personalchef mir auch während des Gesprächs mindestens dreimal erklärte, es gäbe keine konkrete offene Position. Ja, ja - ich hab's kapiert.

Ich wurde ein wenig stutzig, als während des Gesprächs in Papieren geblättert wurde, und ich plötzlich einen kurzen Blick auf einen Lebenslauf erhaschte, der nicht mein eigener war. Hm... Aber man denkt sich ja bei sowas nichts. Man ist nämlich irgendwie zu nervös und kriegt gerade noch Blödsinn wie "Aha, vielbeschäftigter Mann!" in den vorderen Teil des Hirns gelenkt.

Jetzt, nach dem Lesen dieses charmanten Briefchens heute morgen, beginne ich, mich ein wenig verarscht zu fühlen.

Jede Firma kann sich von mir aus hunderte Leute antanzen lassen zum Gespräch.
Mir ist bewusst, dass ich eine von vielen bin. Und ich habe durchaus kein Problem mit der alten Kamelle "Möge der Bessere gewinnen".

Aber ich kann mir nicht helfen, entweder kommuniziert Herr Personalchef nicht sonderlich gut mit seiner Assistentin oder er hat sich von Anfang an notgedrungen auf ein Gespräch mit mir eingelassen, weil's eine Order von oben war und mir, als wir uns gegenübersaßen, eigentlich gar nicht zugehört. (Ich hätte es merken müssen, als er sich so eigenartige Kringel auf seinen Notizblock machte...)

Was auch immer es gewesen sein mochte, der Brief heute war ein echtes highlight.
Also nach den diversen Hinweisen, es gäbe keine offene Stelle (geschweige den Stellen!), man wolle mich "trotzdem" (ha ha) kennen lernen, um dann schneller reagieren zu können, wenn sich etwas ergibt, durfte ich Achtung! das Folgende lesen:
"... dass wir uns für einen Mitbewerber entschieden haben, dessen Profil sich in besonderer Weise mit den Anforderungen der zu besetzenden Stellen deckt."

Ist jemand der Gebrauch des Plurals aufgefallen?

Und ganz besonders fasziniert mich, dass es EINEN Mitbewerber gibt, der irgendwie ALLE zu besetzenden Stellen (ja, ja, das sind die, die nicht ausgeschrieben waren oder jemals sein werden) füllen kann. WOW! Und das noch auf BESONDERE WEISE... was auch immer das heißen mag.

Ich freue mich so für die Personalabteilung, die Firma und vor allem den Mitbewerber. Ehrlich!

Noch ein Wort zum Abschluss: Schon beim ersten Satz des Briefes hätte ich hellhörig werden müssen.
Irgendwie habe ich es nämlich geschafft einen "guten"  (Autsch!) Eindruck nach dem Gespräch zu hinterlassen.
Mist! Und genau DAS wollte ich ja eigentlich nicht.


Aber trotzdem vielen Dank für die Bewertung von einer Person, die mich gar nicht kennt. Weil sie nämlich gar nicht am Gespräch beteiligt war.

Nur mal so eine Idee für den Personaler:
Vielleicht sollten Briefe einfach persönlich unterschrieben werden? Stichwort: Minimum an Respekt!


Es war schön, Sie kennen zu lernen?
Auf's Maul!

Favourites