Ich sagte Anfang des Jahres und vor ein paar Tagen nochmals, dass
mich ein Gefühl der Zufriedenheit darüber überkomme, dass es gewisse Konstanten
im Leben gibt. Eine davon seien die Jahreszeiten.
Jetzt könnte man natürlich behaupten, ich würde Vorhersehbarkeit
toll finden.
Das will niemand gern zugeben, weil man dann nämlich gleich in die
Kategorie control-freak gesteckt wird und das klingt dann
immer gleich ein wenig nach Zwangsneurose. Und DAS klingt furchtbar.
Und ist außerdem in Bezug auf mich inkorrekt. Glaub ich
jedenfalls.
Gegenfrage:
was ist denn so schlimm an Vorhersehbarkeit? Also jetzt mal abgesehen von einer
gewissen Monotonie und Langeweile und eben Vorhersehbarkeit?! Hm?
Man sollte an dieser Stelle vielleicht zwei Dinge voneinander
unterscheiden:
Zum einen reden wir von Vorhersehbarkeit in den Worten und Taten
einer Person, in den Ereignissen eines plots
oder denen, die sich in einer zeitlichen Einheit real abspielen können.
Zum anderen gibt es, wie ich heute lernen durfte, auch im
Strafrecht Vorhersehbarkeit; die objektive nämlich – und die liegt vor, wenn –
ach, das kann ja jeder selbst nachschauen. Ich möchte hier nur klarstellen,
dass ich hier und heute nicht von Vorhersehbarkeit im juristischen Sinne
schreiben kann. Es sprengte den Rahmen dieses doch eher gemütlichen, kleinen
Blogs. Ich plane aber eine Essay-Sammlung zusammen mit diversen Experten unter
dem Titel „Fahrlässigkeit oder Das Problem mit dem Vorsatz – “. Über Erscheinungsdatum
und –ort wird noch verhandelt. Watch this space.
Kann Vorhersehbarkeit nicht auch irgendwie etwas Beruhigendes
haben? Etwas Verlässliches?
Das menschliche Hirn kann nur bedingt mit Überraschungen umgehen.
Routine und Vorhersehbarkeit ersparen uns Stress und unnötige
Adrenalinausschüttung. (Zugegeben, bei einigen meiner Zeitgenossen wäre das
vielleicht manchmal gar nicht so fehl am Platze, denjenigen nämlich, die immer
extra-lang für alles brauchen und zwar genau dann, wenn ich darauf warte, als
Nächste an die Reihe zu kommen.)
Es
ist doch ein nettes Gefühl, wenn dann das eintritt, worauf man gehofft hat? Ok,
man wusste es ja eigentlich vorher oder ahnte es oder konnte es eben total vorhersehen.
Aber die Vorfreude, dann die Bestätigung, die Genugtuung – ach, unbezahlbar. (Es
sollte klar sein, dass es hier um positive Ereignisse der privaten Weltordnung
geht.)
Nehmen
wir die Twilight Saga. Als Fan liest man die Bücher, schaut sich die Filme an
und kann scheinbar nicht genug davon bekommen. Man verliebt sich früher oder
später in die Geschichte von Edward und Bella. Und da nimmt man dann auch in
Kauf, dass die Filme gespickt sind mit einigen sehr vorhersehbaren Momenten,
dass die Darstellung der Handlung oftmals geziert, gestelzt wirkt.
Man
hat aber schließlich die Romane gelesen und weiß eh quasi auswendig, was wann
passiert, wer wann wen beisst oder auch nicht. Die Umsetzung der Geschichte in
bewegte Bilder reicht vielleicht nicht immer an das eigene Kopfkino heran,
dennoch gibt es sicherlich interessante Interpretationen und gut produzierte special effects, die die Filme innerhalb
ihres Rahmens der Vampir-Liebesgeschichte durchaus unterhaltsam machen.
Zyniker
sagen nun, das ist doch alles nur eine riesige Geldmaschine und die Produzenten
sind in der glücklichen Lage, immer noch ein Ass im Ärmel zu haben, das sie nächstes
Jahr auf den Tisch legen können. So geschehen mit Harry Potter, der ja nun Gott
sei Dank zwar nicht tot ist, aber uns doch ein für alle mal in Ruhe lassen
wird. Twilight geht ab diesen Donnerstag in die finale Runde mit dem ersten
Teil des letzten Buches, der show down
kommt dann irgendwann im neuen Jahr. Und dann können alle aufatmen. Dann ist
nämlich endgültig Schluss mit dem Spektakel. Nun, das gilt nur für den
Medienrummel. Twilight ist kitschigerweise unsterblich und macht irgendwie
süchtig. Man greift immer wieder zum Buch, zur DvD. Der überzeugte Fan bekommt
nie genug von dieser Geschichte. Und die hoffnungslose Romantikerin auch nicht.
Ich
persönlich werde die Bücher immer und immer wieder lesen und werde mir auch die
einzelnen Filme immer und immer wieder anschauen. Scheiß auf schlechte
Schauspieler und unfreiwillig komische Dialoge.
Vorhersehbarkeit
kann so herrlich, so tröstlich, so beruhigend sein.