Jeder meckert über den Winter. Jeder!
Zu dunkel. Zu kalt. Zu trübe. Zu regnerisch. Zu verschneit.
Alle wollen mild. Alle wollen warm.
Ich frag mich nur, wieso sich dann jeder so über die globale
Erwärmung aufregt…
Aber Spaß beiseite.
Zugegeben, ich bin auch nicht IMMER Winters größter Fan.
Aber was die Dunkelheit angeht, vor allem am Abend und vor allem im Anlauf auf
Weihnachten, kann ich meistens nichts finden, was es zu beklagen gäbe. Es hängt
ein Glimmern über den Straßen, ja über der Stadt, das sonst nicht da ist. Es
ist ein heimeliges Licht, eines, das eine warme Stube verspricht an einem
kalten Abend. Oder noch besser eine Umarmung vom geliebten Menschen in einer warmen Stube an einem kalten Abend.
Gestern abend spazierte ich heim, und da hab ich es zum ersten
Mal in diesem Jahr gesehen und ja, gespürt – es kommt nämlich mit einer kleinen
Vorfreude, einem Lächeln, das sich auf’s Gesicht legt, und einem Gefühl, als ob
einem das Herz ein wenig angehoben würde.
Also weniger im Sinne von Operation am offenen Herzen,
sondern… ok, ich hätte auch schreiben können: als würde einem leichter um’s
Herz. Ja. Ja!
Und es erstaunt mich jedes Mal auf’s Neue, lässt mich ein
wenig innehalten. So wie der erste Morgen im Herbst, an dem man seinem Atem wie
ein Wölkchen aus dem Mund aufsteigen sieht, oder – Achtung, gänzlich andere
Jahreszeit – die ersten Vögel in der Dämmerung hört.
Ich meine, es sei ein Gefühl der Zufriedenheit darüber,
gewisse Konstanten im Leben zu haben. Jahreszeiten eigneten sich da eigentlich
immer ganz gut – also, jedenfalls war das so VOR der ganzen Erderwärmungsgeschichte. Es lässt mich
ruhiger werden, diese kleinen Dinge, Vorboten der steten Veränderung, des Zeitenlaufs
zu bemerken.
Ja, und böse Zungen fragen jetzt zynisch, was denn bitte
schön daran sei, daran erinnert zu werden, dass die Zeit viel zu schnell
vergeht, dass man mit jedem Moment älter wird und auf den Tod zustrebt, dass in
der Tat alles letztlich dem Tode geweiht ist.
Wichtige Frage… auf die ich keine Antwort zu geben vermag.
Ich glaube, es geht auch weniger darum, den Endpunkt zu
fixieren, sondern all das in sich aufzunehmen, was auf dem Weg dahin passiert.
Aufgabe des Tages: Ohren, Augen, Nase auf! Und vor allem
Herz auf! Ab und an still halten im Rasen und Hasten.
Nur für einen Moment.
Dann kann es nämlich passieren, dass es einem – auch in der
kriechenden kalten Feuchtigkeit des Novembers und der zu erwartenden schmuddeligen
Kälte des Dezembers vielerorts – warm und leicht um’s Herz wird.